Die Vorfreude ist Gross (Et Also)

 

 

Ja, es war Freude im Gebäude vom 25 Hours Hotel in Zürich West, wo wir das Video für die erste Etobasi Vorab-Single „Gross“ drehten. Nicht weniger als 50 Statisten in knallig gestylten Outfits drängten sich in der 1. Etage des Hotels. Wir drehten mit langen Kamerafahrten, ein Weg durch unzählige kleine Szenen, was neben einer exakten Vorbereitung auch sehr viel Spontaneität verlangte. Der Adrenalinspiegel war hoch, die Zeit war knapp und die Herausforderung enorm. Umso grösser waren die Glücksgefühle, als die Abschlussszene im Kasten war. Die Aufforderung von Filmemacher Rahm, die Leute sollen strahlen, bis ihnen die Sonne aus dem Arsch scheint, hatten sich die Statisten offensichtlich zu Herzen genommen. 

 

Viel mehr möchte ich zum Video nicht ausplaudern, schliesslich sind die Aufnahmen noch ein streng gehütetes Geheimnis und nicht einmal unserem engsten Umfeld war es vergönnt, einen Blick auf das Endprodukt zu werfen. Bis zum 11. Februar im El Lokal wird das auch so bleiben. Im Song „Gross“ geht es schliesslich um die Vorfreude auf etwas Grosses. Der Name ist also Programm. Neben einer ausgedehnten Etobasi-Live-Show werden wir am 11.2. den Videoclip auf Grossleinwand zum ersten Mal präsentieren, bevor er dann auf Youtube geht. Eine legendäre Party steht bevor, meine Aufregung steigt, was hauptsächlich meine Fingernägel zu spüren bekommen.

 

Die Single „Gross" ist bereits auf iTunes erhältlich, also holt sie euch, es geht los, es wird gross!

 

Fr

27

Jan

2017

Es wird GROSS

Liebe Freunde!
Es ist soweit! Endlich sind wir zurück! Tage und Wochen im Studio, am Tüfteln an neuen Songs, am Videoclip drehen, am Zusammenstellen einer neuen Band, am Konzeptionieren eines neuen Albums und Formieren eines neuen Teams...
ETOBASI - Et Also, Chris Obasi und das ganze Team - sind zurück und das in neuer Frische!
Glaubt uns Freunde, es wird Gross!



Die neue Single findest du ab heute in diesen Shops:
Amazon.deiTunes und überall, wo du Deine Musik downloadest oder streamst.

Dazu möchten wir Dich auch noch einladen, mit uns den Release unseres neuen Video-Clips zum Song zu feiern.
Am 11. Februar im el Lokal in Zürich!

Da bekommst du den neuen Videoclip als erstes zu Gesicht, kannst mit uns zusammen darauf anstossen und uns live mit Band erleben.

Und wenn du den Song bis dahin bereits gekauft hast, bring einen iTunes-Kaufbeleg und du kommst für 10.- statt 15.- rein! HIER gehts zur Veranstaltung.
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Sa

19

Jan

2013

Das Video aus LA

Am Freitag wurde der Clip zur Single "Endli wiedermal" released und ich sass währenddessen im Flugzeug nach Südafrika. Ok, ich weiss, es war ein wenig fies von mir, Chris und dem Management die ganze Arbeit zu überlassen und einfachin die Ferien zu fliegen. Aber was sollte ich machen, ich hatte halt Fernweh. Doch zurück zum Videoclip. Es ist immer eine ganz besondere Sache für uns und wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, immer wieder etwas Neues zu wagen, so auch diesmal. Nachdem in den vergangenen Video-Clips hauptsächlich unsere Gesichter präsentiert worden waren, verzichteten wir diesmal gänzlich auf unsere physische Anwesenheit. Dafür waren in Los Angeles Schauspieler gecastet worden, die danndie Aufgabe bekamen, die Stimmung des Videosongs umzusetzen. Jannick Glück, ein Filmemacher und langjähriger Freund, erarbeitete in Zürich zusammen mit uns das Konzept und reiste dann weiter nach Los Angeles, wo er sein ganzes Herzblut in dieses Projekt hineinsteckte. Wie gesagt, Chris und ich waren beim Dreh nicht dabei und hatten deshalb keine Ahnung, was dabei herausgekommen ist. Dafür hatten wir ein paar Wochen später das seltene Vergnügen, unvoreingenommen den fertigen Video-Clip in Empfang zu nehmen. Unsere Begeisterung war verständlicherweise gross. Jannick Glück hat mit seinen Bildern genau den Nerv des Songs getroffen undsich dabei erstaunlich präzise an unser Konzept gehalten. Ein solches Projekt liesse sich normalerweise nicht bezahlen und umso wichtiger scheint es wieder einmal, dass man – gerade als Musiker – gute Freunde hat, die mit am selben Strick ziehen. Viel Vergnügen beim Anschauen des Clips! Und bitte, schreibt mir doch eure Meinung dazu. Grüsse aus dem südafrikanischen Sommer.

http://www.youtube.com/watch?v=J3iwHjOMRLM

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Do

20

Dez

2012

Die Folgen des Weins

Die Glieder sind schlaff, der Kopf ist taub und der Magen reagiert empfindlich auf rasche Bewegungen. Ja, Chris und ich waren Montag Nacht im Stall 6 und hatten etwas zu feiern. Es hatte harmlos begonnen. Ein Glas Rum beim Kochen, ein paar Gläser Rioja zum Essen mit der Freundin und dann spontan noch raus. Chris traf ich bei der Sihlpost, von wo wir durch den eiskalten Regen in die Dancehall flüchteten. Mit der nötigen Ausdauer fanden wir heraus, welcher der aufgelisteten Weine am besten schmeckt und blieben dann dabei. In Diskussionen vertieft, raste die Zeit vorbei und das letzte Tram war längt abgefahren. So stiegen wir in ein Taxi. Auf dem kurzen Fussweg vom Helvetiaplatz nach Hause prallte ich aus Versehen zweimal seitlich gegen eine Hausmauer. In meiner Wohnung angelangt, kam es dann so, wie es kommen musste. Ich kann nur so viel sagen, es gab einiges zum Aufwischen.

 

Am nächsten Tag war es dann umso anstrengender, sich aufzurappeln und den Weg nach Basel auf sich zu nehmen. Aus Gründen, die ich im letzten Eintrag schon genannt hatte, befindet sich Mr. Mento, unser Mischer, zuweilen in Ecuador. Da wir nun die separaten Riddim- und Vokal-Spuren fürs Mastering brauchten und zudem noch geringfügige Änderungen anstanden, reisten wir nach Kleinhüningen, wo das Studio der Scrucialists liegt. Wir hatten die vergangene Nacht noch in den Knochen und auf unseren Gesichtern lag ein etwas verkrampfter Ausdruck. Ich war schon länger nicht mehr in Basel gewesen und achtete deshalb umso genauer auf den Akzent, den Franz Hohler mal als vornehm beschrieben hatte. Was ich um mich herum hörte, war aber entweder ausländisch geprägt oder in zusammengewürfeltem Schweizerdeutsch. Die Globalisierung war also auch hier angelangt.

 

Eric, der Studiopartner von Mr. Mento und Schlagzeuger von The Scrucialists, empfing uns nach einer telefonischen Wegbeschreibung am Strassenrand. Ich hatte vor Jahren schon mal mit ihm an einem Singjay-Linkup gespielt, konnte mich aber nicht mehr wirklich an sein Aussehen erinnern und ihm ging es ähnlich. Das Studio der Band, die nächstes Jahr ihr 15. Jubiläum feiert, erreichten wir über eine gusseiserne Wendeltreppe, die ins Untergeschoss führt. Eric öffnete die Dateien und Mr. Mento gab aus Ecuador via Skype einige Anweisungen. So kamen wir schnell voran und die Atmosphäre war entspannt. Ausserdem ging es meinem Magen, seit ich zuvor am Bahnhof in eine salzige Frikadelle gebissen hatte, wieder besser und meine Lebensgeister kehrten langsam zurück.

 

Bevor wir gingen, führte uns Eric noch die verschiedenen Räume und wir standen eine Weile vor der Wand mit den Plakaten. Wir waren beeindruckt von den Namen, mit denen The Scrucialists schon live auf der Bühne standen. Lady Saw und Ward 21 sind nur zwei davon. Mit den Songs auf unseren Sticks machen wir uns auf den Weg zurück nach Zürich und sind erleichtert. Ein weiteres Problem ist gelöst.

Fazit: Alkohol ist böse, aber wie langweilig wäre das Leben, wenn man nicht hin und wieder über die Stränge schlüge.

 

 

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Do

13

Dez

2012

Mischen mit dem Meister

Draussen liegt Schnee, die Kälte schneidet in die Haut und macht den eigenen Atem sichtbar. Im Laden haben es die Kunden eilig, passende Geschenke für ihre Liebsten zu finden, und in ihren Gesichtern ist zu sehen, dass sie es zunehmend leid sind, sich um andere zu kümmern. Sie kaufen mehrheitlich Pullover, Schals und was der Mann, der schon alles hat, sonst noch nicht braucht. Ja, es ist mal wieder Dezember und ich hoffe insgeheim, Weihnachten möge bald vorbei sein. Denn im Kleider-Business geht es zu dieser Zeit hektisch zu, aber auch in unserem Musik-Business gibt es ungeheuer viel zu tun.

Heute waren wir zum Beispiel bei Lee Everton im Studio in der Nähe Sihl City und liessen den zweitletzten Song unserer EP mischen. Wir schauten dem Meister bei der Arbeit zu und hörten, wie der noch grobe, unbearbeitete Song von Minute zu Minute an Feinheiten gewann. Er schraubte am ca. zwei Meter langen Mischpult herum und fütterte uns zwischendurch mit Häppchen seines Fachwissens. Umso mehr der Song vorankam, umso überzeugter waren wir, dass wir einen super Ersatz für Mr. Mento gefunden hatten. Dieser konnte die letzten beiden Songs nicht mehr mischen, weil er sich nun für mehrere Monate in Ecuador befindet, wo er im Rahmen eines Projektes die versäumten Zivilschutz-Tage an einem Stück abdienen kann.

Ich sass auf dem roten Ledersofa, schrieb diesen Eintrag, während Chris in einer 1000-seitigen Bob Dylan Lyric-Sammlung stöberte. Die Produktion für unsere neue EP "Fernweh" befindet sich auf der Zielgeraden und ja verdammt nochmal, das ist ein super Gefühl. Einiges in den vergangenen Wochen lief nicht so, wie wir es geplant hatten und forderte somit unser Improvisationstalent. Ich möchte dich aber nicht mit Einzelheiten langweilen, schliesslich leben wir nach dem Motto: Arbeite hart und lass es leicht aussehen. Die EP „Fernweh“ wird voraussichtlich Anfang Januar veröffentlicht.

Fazit: Verschiedene Umstände zwangen uns in letzter Zeit dazu, Umwege zu machen. Auf diesen Umwegen begegneten wir aber Personen, die in Zukunft noch wichtig für uns sein werden.

 

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Do

06

Dez

2012

Die Gegenwart

Auch wenn es auf der Etobasi-Website als solcher angepriesen wird, dies hier ist kein Blog. Vielmehr ist dies eine Dokumentation über den Weg von Etobasi an die Spitze, vom Vorprogramm in die Prime-Time. Aber überzeuge dich selbst.  

Letzte Woche nach dem Auftritt in Luzern besprach ich mit Chris an einem Tischchen am Rand des Saales unsere Show. Wir hatten als einzige Live-Performance zwischen den DJ-Sets gespielt und am Ende hatten sich die Leute nach leichter Zurückhaltung doch noch lautstark bemerkbar gemacht. Mit unserem Dancehall-Projekt werden wir in Zukunft vermehrt in Clubs auftreten. Dies ist gewiss eine gute Möglichkeit, neue Hörer zu generieren, bringt allerdings auch gewisse Schwierigkeiten mit sich. Das Partyvolk kommt in die Dancehall, um zu tanzen, um Leute kennenzulernen und um sich zu besaufen. Die Crowd ist normalerweise nicht hier, um sich ein Konzert anzuschauen. So wollte ich mit Chris ein Gespräch darüber starten, wie wir unsere Auftritte in Zukunft noch besser dieser Club-Atmosphäre anpassen, wie wir den Namen Etobasi in Zukunft noch besser in das Bewusstsein des Publikums brennen können. Chris schien aber nicht gerade in Stimmung für solche Diskussionen zu sein und meinte, dass man es manchmal auch einfach gut sein lassen müsse und dass man für solche Auftritte sowieso nicht viel vorausplanen könne, weil die Umstände von Mal zu Mal andere seien. Er hatte nicht ganz Unrecht, und so fand dieses Gespräch ein Ende.

In der kommenden Woche liess mich das Thema aber nicht los. Ich war stets der Überzeugung gewesen: Wer viel trainiert, wird besser, und nur so kommt man vorwärts. Wenn ich aber ständig nur an mir arbeite, um in Zukunft besser zu sein, lebe ich dann nicht irgendwie am Jetzt vorbei, fragte ich mich. So tugendhaft es auch ist, sich zu steigern, so vernünftig ist es auch, es manchmal einfach gut sein zu lassen, so mein Fazit. Ich fragte mich, wie sehr der Drang, an die Zukunft zu denken, mit der Schweizer Mentalität zu tun hat, und erinnerte mich an die Kurzgeschichte von Hugo Lötscher namens „Muff“. Darin beschreibt er den Schweizer als jemanden, der sich stets auf das Schlimmste gefasst macht, um dem Schlimmen, wenn es tatsächlich mal eintreffen sollte, den Schrecken zu nehmen. Damit verdüstert man sich durch die Gedanken an die Zukunft die Gegenwart und wünscht sich das Schlimme fast schon herbei, damit man dann sagen kann, man habe es ja schon immer gewusst. Ich weiss nicht genau, was Hugo Lötschers Kurzgeschichte mit meiner Diskussion mit Chris zu tun hat, aber ist ja auch egal.

Übrigens, die Veröffentlichung unserer neuen EP „Fernweh“ verzögert sich allem Anschein nach aus verschiedenen Gründen noch um ein paar Wochen. Im nächsten Eintrag vielleicht mehr dazu. Im Augenblick interessiert es mich nämlich nicht, denn ich habe mir vorgenommen, mich mehr um die Gegenwart zu kümmern.

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Fr

30

Nov

2012

Doppel-Gigg-Wochenende

Heyo, etobasi.ch ist seit ein paar Tagen online und wenn nichts dazwischen kommt, wird hier jede Woche ein neuer Blogeintrag zu lesen sein. Keine Ahnung, was da noch alles auf uns zukommt. Ich werde jedenfalls die Augen und Ohren offen halten und versuchen, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen.

Am Freitag, knapp eine Woche nach dem sensationellen Clash-Sieg von Chris, zog es uns in die Ostschweiz. Wir waren in den Orient eingeladen worden, so hiess der Club, in dem die Jungs von Boom di Ting eine Party schmissen. Die kopfsteingepflasterten Gassen der Schaffhauser Altstadt waren für kleine Rollen nicht geeignet, so musste Chris sein Kickboard ins Orient tragen. Der Club ist ein ehemaliges Kino und hat nicht überall einen guten Ruf, da es hier vor ein paar Jahren vermehrt Schlägereien gab. So erzählte es mir jedenfalls Ilir von Boom di Ting. Ich meinerseits hatte den Saal mit angenehmer Grösse und guter Akustik in Erinnerung. Es dauerte einige Stunden, bis der Saal voll war und so stieg die Anspannung bei den Veranstaltern mit jedem Grüppchen, das am Orient vorbei ging. Mit Bingy hatten wir im Zug abgemacht, aber natürlich verpasste er ihn. Als er dann eintraf, zeigte er Zaubertricks mit zwei Batterien, tanzte dann gekonnt auf der noch leeren Tanzfläche und war bester Laune. Im Verlauf des Abends würde sich das aber noch ändern. Geplant war, ein paar unserer Songs ins DJ-Set einzuflechten, und Bingy hatten wir mitgenommen, damit er bei „Confused“ den Refrain und eine Strophe macht. Ich war müde von meiner 9:00-20:00-Uhr-Schicht und vertrieb mir die Zeit bis zum Auftritt auf der Polstergruppe neben dem DJ-Pult. Bingy schlich währenddessen auf der Tanzfläche herum und versuchte sein Glück bei den Frauen, unter anderem auch bei der Mutter eines Mitglieds von Boom di Ting.

Als der Saal schliesslich voll wurde, war es schon gegen zwei Uhr und da Chris und ich am nächsten Tag arbeiten mussten, beschlossen wir, es kurz zu machen, ein paar Songs zu spielen und dann den Nachtzug nach Zürich zu nehmen. Die Leute gingen gerade ziemlich zu den Tunes der DJs ab und schienen auch weiter dazu tanzen zu wollen. So brachten wir nur „Confused“ und „Endli wiedermal“, um ihre Aufmerksamkeit nicht unnötig zu strapazieren. Hinter dem DJ-Pult stehend und mit nur einem Mikrofon ausgestattet, gestaltete es sich sowieso schwierig, eine richtige Show hinzulegen. Alles in allem machten wir es ganz gut. Es war zwar etwas kurz, aber länger zu machen hätte nichts gebracht.

Dann mussten wir auch schon los. Bingy war etwas aufgebracht und enttäuscht, den ganzen weiten Weg hierhergekommen zu sein, nur um ein paar wenige Sätze ins Mikrofon zu spucken, die das Publikum wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen hatte. Ausserdem sei es eine Respektlosigkeit, vor allem dem Clash-Winner Chris gegenüber. Und so argumentierte er in typisch subjektiver Bingy-Art die ganze Zugfahrt hindurch, bis sich unsere Wege in Zürich trennten.

Wenn uns auch nicht viel aus seinem nächtlichen Monolog geblieben war, so achteten wir immerhin darauf, uns am nächsten Abend vor dem Auftritt in Luzern standesgemäss ankündigen zu lassen.

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Mi

21

Nov

2012

Clash-Winner

Chris Obasi erfuhr kurzfristig, dass er das Wochenende durcharbeiten musste und dann fand ausgerechnet an diesem Samstag noch der lang erwartete erste Schweizer Singjay-Clash statt. Neben Chris Obasi waren Namen gelistet wie Baba The Fayahstudent, Collie Herb, Zia Bondaa, MG Florentine, Raszor Brankata und Jr. Bardo. Ich wusste, dass Chris ausgeschlafen sein musste, um sich gegen diese Gegner zu behaupten. Und er hatte sich zu behaupten, denn schliesslich hatte er nichts Geringeres als die Ehre von Etobasi zu verteidigen. Am meisten Sorgen machte ich mir ehrlich gesagt, dass die Jury und das Publikum Chris zu sehr als Rapper und zu wenig als Singjay wahrnehmen könnten. Aus diesem Grund sagte ich ihm in unseren Sparrings vermehrt, er solle doch etwas mehr Melodie und Power in die Stimme geben, was nicht immer nur gut ankam.

Ich meinerseits hatte Halsschmerzen vom letzten Wochenende, vom verregneten, in acht verschiedenen Weinkellern von Wully verbrachten Bluesfestival. Ich fühlte mich etwas abgekämpft und nahm mir vor, durchzuhalten, denn den Singjay-Clash wollte ich auf keinen Fall verpassen. Chris war schon früher dort, meine Freundin war zu müde, um mitzukommen, und so stand ich alleine auf der Rolltreppe, die hinunter auf die Gleise führt. Aber alleine blieb ich nicht lange, denn am Fuss der Rolltreppe traf ich bereits auf Convict Bingy und Collie Herb, Letzterer war ja ein potenzieller Gegner von Chris. Als wir wenig später im Zug sassen und Collie sich Tee aus einer Thermosflasche eingoss, hatte ich eine Idee. Ich bat ihn um einen Schluck davon und schwächte ihn somit hinterlistig mit den Bazillen aus meinem entzündeten Hals. Bingy bekam davon nichts mit, denn er versteckte sich derweilen auf dem Klo vor den Kondukteuren.
Kurz vor 22 Uhr standen wir dann vor der Kulti in Wetzikon. Es waren schon Leute da, aber noch nicht allzu viele, denn das Reggae-Dancehall-Publikum weiss: Wenn auf dem Flyer 22 Uhr angegeben ist, kann man getrost eine Stunde dazurechnen und kommt immer noch mehr als rechtzeitig. Ich vertrieb mir die Zeit mit interessanten Gesprächen, Spliffs und Rum mit Wasser. Auf einmal fühlte ich mich fit wie ein junges Reh, hatte keine Halsschmerzen mehr und nahm an, dass sich jetzt wohl Collie Herb damit herumzuschlagen hatte. Chris befand sich wohl Backstage und ich war aufgeregt wie ein Fussballfan kurz vor dem Anpfiff.
Dann machte sich endlich die Backingband The Liberators hinter die Instrumente und Giuzz, der den Clash leitete, begann seine Moderation: Leider habe der eine Singjay nicht kommen können und deshalb sollen nun zwei aus dem Publikum um seinen Platz fighten. Ich ignorierte die Aufforderungen um mich herum anfangs, konnte mich aber nicht wiedersetzten, als ich am Kragen meiner Jacke an den Bühnenrand gezerrt wurde. Wenig später stand ich mit meinem Kontrahenten im Scheinwerferlicht, es war niemand anderes als Bingy. The Liberators spielten einen langsamen Reggae-Tune und ich musste den Anfang machen. Ich war natürlich nicht vorbereitet und versuchte mein Glück mit Freestyles. Ich fand mich gar nicht mal so schlecht, aber das Publikum stimmte schlussendlich für Bingy, was mir ganz recht war, denn ich war als Zuschauer hier hergekommen und nicht als Artist.
Chris Obasi hingegen war als Artist gekommen und nicht als Zuschauer und so wusste er sich dem gut gefüllten Saal auch zu verkaufen. Schon in der Begrüssungsrunde zeigte er sich wortgewandt und voller Energie und ich war überzeugt, dass er es heute weit bringen konnte, wenn er es schaffte, das Level beizubehalten. In der 1. Clash-Runde traf Chris Obasi auf Collie Herb und schoss mit Freestyle-Sprüchen wie:
„Dini Styles sind verbi und das scho lang /ich zeige dir paar neui Styles woni han/“
oder mit abgeänderten Textpassagen wie:
„Im Quartier woni repräsentier/ wännd d’Lüt nüt wüsse vo dir/
Nöd emal e Handvoll Lüt da verstaht di/ Und ich fräg mi, schämsch di nöd zum überhaupt da si/“
Alles in allem schaffte es Chris, das Publikum auf seine Seite zu ziehen und war somit eine Runde weiter. Neben ihm qualifizierten sich Baba the Fayahstudent, Raszor Brankata, und Junior Bardo, der sich etwas überraschend gegen Zia Bondaa durchsetzte.
Ich stand mitten im Saal, unterstütze lauthals und mit steigendem Alkoholpegel meine Favoriten, allen voran natürlich Chris Obasi. In der 2. Runde, welche sogleich das Halbfinale war, musste Chris gegen den jungen Jr. Bardo ran. Eigentlich schien der Fall klar, denn Jr. Bardo wirkte noch unerfahren, hatte den Blick konstant gegen den Bühnenboden gerichtet und war lyrisch wie rhythmisch nicht immer auf der Höhe. Dennoch hatte er irgendwas an sich, das den Leuten (oder mindestens seiner Fangemeinde) gefiel, und so wurde es knapper als anfangs angenommen. Schliesslich zerschmetterte Chris Obasi die Hoffnungen von Jr. Bardo aber mit einem knallharten Obama/Romney-Vergleich. Für diesen Spruch entschuldigte er sich aber gleich anschliessend und wies darauf hin, dass hier alle auf 180 seien und da schon mal so was rausrutschen kann. Hier auf der Bühne sei zwar Krieg, aber im Backstage sässen sie alle friedlich beisammen, ergänzte er. Ich schwankte schon gefährlich und war ausser mir – Chris Obasi war im Finale! Im zweiten Halbfinale bezwang der heimliche Favorit Baba The Fayahstudent ohne grosse Mühe den interessanten, aber etwas zu bekifften Raszor Brankata.

Das Finale war hitzig, energiegeladen und liess nichts zu wünschen übrig. Baba versuchte Chris einzuschüchtern, indem er Chris beim Toasten immer sehr nahe auf die Pelle rückte, aber Chris Obasi wusste das gekonnt zu thematisieren und so zu seinem Vorteil zu drehen. Wie zum Beispiel:
„Musig isch das wasi überall debi han/ chum mer nöd z’näch bevori mal dri schlahn/“
Oder:
„Gimmer Platz willi Platz bruuch/ und weisch was, mich stört chli din Mundgruch/“
Oder auch:
„Wieso chunnsch immer so näch, ich weiss scho du häsch mi gern/
„Aber lug wenn ich am Mic bin, denn mached die Lüt Lärm/“
Ja, Chris war in Topform, brachte eine Punchline nach der anderen und erfand Styles, die ich zuvor noch nie von ihm gehört hatte. Aber auch Baba war in seinem Element, hüpfte in seinem weissen Nadelstreifen-Anzug die Bühne auf und ab und liess nichts unversucht. Meistens befanden sich die beiden auf Augenhöhe, aber Chris hatte die Verständlichkeit auf seiner Seite. Wie zu Beispiel mit:
„Suscht singsch vo Friede und vo Liebi/ aber plötzli mischisch dich inen Chrieg i/                          
ich bite nöd will ich kein Dieb bi/ nöd so wie du, ich ha mini eigne Liedli/“
Oder:
„de Siech isch so dünn, de Siech hät kei Muckies/ schicked mer lieber de Cookie/“
Oder auch:
„Ich bin kein Student also chum mi nöd go teschte/ Chris Obasi ghört ganz klar zu de Beschte/
Am Baba sin Style chunnt no vo vorgeschter …“
Oder eben auch:
„Alli liebed de Chris Obasi am Mic/ aber keine verstaht was de Baba genau seit/“
Baba wehrte sich tapfer, machte Druck und heizte dem Publikum ein. Vor allem in den längeren Passagen verlor er aber zunehmend an Intensität und konnte das Urteil der Jury nicht mehr abwenden. Nach drei Runden gewann Chris Obasi mit 2 zu 1 Punkten und stemmte verdient den Pokal in die Höhe.
Fazit: Der erste Schweizer Singjay-Clash war ein voller Erfolg. Die Moderne siegte über die Roots und irgendwie stimmt mich das zuversichtlich für die Zukunft des Schweizer Dancehall.

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Mi

03

Okt

2012

Ansteckendes Herbstfest

Dies ist mein vierter Eintrag und somit ist bereits einen Monat vergangen seit ich angefangen habe, diese Wochenrückblicke zu verfassen. Die Internetseite Etobasi.ch, wo diese Blogeinträge irgendwann zu lesen sein werden, ist noch in Entstehung und deshalb ist das alles hier nach wie vor nur ein Test. Vielleicht wird irgendwer einmal aus Langeweile oder weil sein Finger versehentlich abrutscht, herunterscrollen und auf diese Einträge stossen. Falls diese Verkettung von Zufällen wirklich eintreten sollte, dann Hallo.

Am frühen Samstagabend hatten wir einen legendären auftritt am Herbstfest des Quartiervereins Aussersiehl und Hard. Eigentlich war es draussen auf dem Pausenplatz des Schulhauses Siehlfeld geplant, wo auch bereits die Essensstände und Festbänke auf gestellt waren. Da es aber den ganzen Tag schon regnete und die Temperatur auf gefühlte fünf Grad sank, wurden die Musikalischen Darbietungen in die Turnhalle verlegt. Auf dem Programm standen der Chor der Nationen, eine nicht mehr allzu jugendliche Rockband namens The Reel und mittendrin wir, Etobasi zusammen mit d’Iva. Bevor wir loslegten, stellte Chris uns erst einmal vor. Als er bei Iva anlangte und erzählte, dass sie in diesem Quartierverein ehrenamtlich für den Mittagstisch kocht, wehte uns ein warmer Applaus entgegen und wir schienen das etwa mehrheitlich betagtere Publikum schon im Sack zu haben. Wir starteten mit dem ruhigeren Stück, „Bizli Reggae“ und auch beim darauffolgenden „Sie isches“ fiel es uns nicht auf, das beim Playback, dass via CD-Player abgespielt wurde, die gesamte Schlagzeug fehlte. Die CD war die Richtige, die Hälfte des Sounds kam einfach nicht durch die Boxen. Jann stand am Mischpult, drehte verzweifelt an den Reglern herum aber konnte nicht verhindern,  dass wir im drauffolgenden Stück namens „Meh“ ohne den gewohnten Beat völlig die Orientierung verloren. Einige der Zuhörer flüchteten bereits Richtung Ausgang der Turnhalle und ich ahnte Böses. Hätte Iva am Ende des Songs nicht die Geistesgegenwart gehabt und eine fünfminütige Pause angekündigt um die technischen Probleme zu beheben, hätte wir wohl früher oder später auch noch das restliche Publikum verloren.  Es stellte sich heraus, das ein Kabel, das in den Mono-Eingang gehört hätte, im Stereo-Eingang steckte und es deshalb so unvollständig tönte. Wir fuhren also weiter, diesmal mit Beat und mehr und mehr kam die Stimmung auf, die unserer eingeübten Performance würdig war. Ich sah Hände von links nach rechts schwenken, ich sah Füsse rhythmisch auf und ab wippen und hörte aufrichtiges Geklatsche am Ende der Songs. Unsere Songs schienen also auch bei der etwas älteren Generation anklang zu finden.

Als wir nach dem Auftritt draussen vor der Turnhalle standen kamen uns Sandro und seine Tochter Mahalia entgegen. Sie wollten unseren Auftritt schauen kommen aber Chris hatte ihnen die die falsche Zeit angegeben. Ich begrüsste Sandro, a.k.a Bös Guet, vielleicht etwas zu enthusiastisch, und kippte dabei versehentlich meinen fast vollen Bierbecher in seinen neuen Schuh. Er verzieh mir zum Glück und nahm zur Wiedergutmachung meine Papiertaschentücher entgegen und stopfte damit seinen rechten Schuh aus. Den Rest des Abends sassen wir an einem der Festbänke, tranken Wein, den wir uns von der Gage leisteten und führten uns gegenseitig Youtube-Clips auf unseren Handys vor. Bei dieser Gelegenheit zeigte uns Iva auch ihren neuen und ersten richtigen Video-Clip, der soeben fertig gestellt wurde. Nächste Woche mehr dazu.
Jedenfalls täuschte mir der Wein anscheinen Wärme vor, denn als ich am Sonntagmittag aufwachte, schmerzte mir der Hals, lief mir die Nase und ich war krank.

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Sa

22

Sep

2012

Aarauer Party-Demo

Chris war spät dran aber wie immer schaffte er es noch auf den letzten Drücker und sprang in Zug bevor er abfuhr. So kam es, dass wir am frühen Samstagabend am Bahnhof Aarau ankamen und etwas orientierungslos um uns schauten. In Zürich regnete es schon den ganzen Tag aber hier waren die Strassen trocken. Es hat geheissen, die Party würde draussen stattfinden ansonsten wussten wir nicht viel darüber und ich noch weniger als Chris. Am Strassenrand waren Polizisten postiert, soweit das Auge reicht, und ich fragte mich schon, wer wohl in diesem Moment im restlichen Aargau für Recht und Ordnung schaut. Ich war etwas müde vom Arbeitstag und war skeptisch, was mich hier erwarteten wüürde. Wir folgten ein paar Frauen und fanden uns kurze Zeit später auf dem Kanti-Platz wieder, wo Chris mit einem der Veranstalter abgemacht hatte. Auf dem Kiesplatz mischten sich Rastas, Punks und Leute aus der Autonomen Szene mit dem herkömmlichen Partyvolk. Von Musik war nichts zu hören, von einer Bühne nichts zu sehen und unsere Kontaktperson war telefonisch nicht zu erreichen. Wir gingen zum Bahnhof und holten uns vorsorglich je zwei Bierdosen. Zufällig trafen wir vor dem Eingang des Kiosks Blaise, den ehemaligen Bassisten von The Dubby Conquerors, und Jana, die früher mehr Musical-Lieder gesungen hatte, bis sie dann beim Reggae hängengeblieben ist. Ich erfuhr, dass sie heute Abend ebenfalls auftrat.

Wenig später standen wir wieder auf dem Kanti-Platz und hörten nun den Bass, der von der Strasse her zu kommen schien. Es war dunkel geworden und die Menge, die sich mittlerweile angesammelt hatte, setzte sich in Bewegung. Weiter vorne fuhr ein Kleinlaster im Schritttempo und beförderte eine Rap-Crew auf der Ladefläche. Ich hörte mehr als ich sah, weil die Strasse hier schmal und die Bühne seitlich ausgerichtet war. Der Menschenstrom folgte dem Sound und wir waren mittendrin. Blaise sagte, es handle sich hier um eine Art Party-Demo, und ich glaubte mich nun daran zu erinnern das Chris mal was Ähnliches erzählt hat. Wahrscheinlich, dachte ich, könnte die Polizei bei diesen vielen Leuten sowie so nichts ausrichten. Die Gefahr einer Eskalation wäre viel zu gross.
Wir überholten das Soundmobil und sahen schon das nächste. Dichtgedrängt tanzte man dort im Vorwärtsgehen zu Goa. Wir überholten es ebenfalls und hörten schon, wie beim nächsten Soundmobil Reggae-Dancehall-Tunes aufgelegt wurden. Es stellte sich heraus, dass es die Bühne war, auf der wir auftreten sollten. Überall roch es nach Joints und ich bereute, nichts mitgenommen zu haben.
Der Typ vom Soundmobil, sagte wir wären um 10Uhr dran. Die  Karawane bog rechts ab und schlängelte sich nun durch die kopfsteingepflasterten Gassen der Aarauer Altstadt. Der Sound war hier extrem laut und schlug von den Mauern und Schaufenstern zurück, was mich dazu nötigte, ein Stück Papiertaschentuch abzureissen und zusammengeknüllt in meine Ohren zu stopfen. Ich nahm die improvisierten Papierstöpsel aber schon bald wieder heraus, weil es meine Unterhaltung mit Collie Herb erschwerte. Als wir angekündigt wurden, kletterten wir auf den Kleinlaster, dessen Hebebühne die Bühne darstellte (Endlich einmal wurde die Hebebühne ihrem Namen gerecht). Ich sah nichts wo ich meine halbvolle Dose hinstellen konnte und behielt sie deshalb in der Hand und nahm das Mikrofon in die Andere. Chris stand dicht neben mir, den es gab nicht viel Platz. Beim Auftritt von Jana vorhin gab es technische Probleme, so dass ihr Instrumental-Track nicht lief und sie so ihre Stimme in einem Acapella unter Beweis stellen konnte. Ich rechnete schon mit ähnlichen Komplikationen aber bei uns lief zum Glück technikmässig alles tip top. Und auch unsere Show hatte die Power, die es brauchte. Die Leute waren mit uns, tanzten und ich hörte sogar eine, die den ganzen Refrain mitsang. Mit der Bierdose in der Hand war meine Interaktion mit dem Publikum zwar etwas eingeschränkt doch ich tat was ich konnte. Wir brachten die Tracks: Gluet, Wo Wämmer Ane, d’Welt. Was wahrscheinlich keine schlechte Wahl war. Der Kleinlaster stand einen Weil an Ort und Stelle und setzte sich dann mitten im Song ruckartig wieder in Bewegung, so dass ich für einen Moment das Gleichgewicht verlor und um ein Haar von der Hebebühne fiel. Letzlich ist aber alles nochmal gut gegangen und als ich wenig später vom Kleinlaster kletterte war ich zufrieden mit uns.
Nun wollten wir uns erst einmal ein Bier holen aber als wir beim Wagen mit den Getränken standen merkten Chris und ich, dass wir kein Geld dabei hatten. Dank Chris Überredungskünsten bekamen wir aber trotzdem zwei Dosen. Das Bier war aber ziemlich übel und somit etwa so viel Wert was wir bezahlt hatten. Beim Soundmobil, auf dem wir vorhin aufgetreten waren, wurde unterdessen Dubstep aufgelegt, wir bewegten uns dazu und waren überrascht, wie gut der abgehackte Sound zur Atmosphäre passte. Aus dem Fenstern lehnten die Anwohner und schauten amüsiert auf die tanzende Menge unter ihnen. Alle paar Meter zeigte die Polizei Präsenz und  filmte fleissig, was einige, vor allem die vermummten, dazu provozierte, etwas zu rufen oder den Mittelfinger in die Kamera zu strecken. Unter den Helfern glaubte ich nun eine gewisse Anspannung wahrzunehmen, den sie versuchen nun auf einmal mit allen Mitteln, den Bereich zwischen den Soundmobilen freizuhalten. Beim Kreisel verstand ich, was es damit auf sich hatte, denn die Soundmobile gaben nun ordentlich Gas und fuhren gerade aus, anstatt nach links unter den Bahngleisen hindurch, wie es die Polizei anscheinend vorgesehen hatte. Die Leute rannten hinterher und johlten. Wenige Minuten später verschwanden die Kleinlaster in einer ehemaligen Fabrikhalle mit zerbrochenen Fensterscheiben. Hier sollte die Party also weitergehen. Der Boden war hier nass und die Soundmobile hatten sich bereits positioniert und waren dabei den Leuten einzuheizen. Im Getümmel hatte ich Chris verloren und schrieb ihm nun eine SMS mit dem Inhalt, „wo du?“ Er antwortete kurz darauf mit, „In der Halle“,  was mir nicht wirklich weiterhalf aber als ich vom Handy aufschaute, stand er schon vor mir. Vor dem Getränkewagen, bracht ich das Kunststück fertig, meine Portemonnaie auf den schlammigen Boden fallen zu lassen und beim anschliessenden Schluck aus der Dose die ganze Vorderseite meines Hemdes Bier vollzuschütten. Wir feierten bis uns die Hektik der Musik zu viel wurde und gingen Richtung Bahnhof. Obwohl es schon  kurz vor zwei Uhr war, fuhr noch ein regulärer Intercity. Ich philosophierte mit Chris über Frauen, Beziehungen und über die Freiheit, hin und wieder ein bisschen zu Flirten. Schon waren wir wieder in unserer Heimatstadt und gingen noch gemeinsam bis zur Langstrasse, wo sich unsere Wege trennten. Als mir ein Arbeitskollege zwei Tage später berichtete, er habe aus dem Taxi heraus gesehen wie ich ziemlich Schlagseite gehabt hätte, war ich nicht verwundert.

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Do

13

Sep

2012

Zurück in Zürich, wo die Arbeit wartet

Und auf mich wartet nicht nur die bezahlte Arbeit, bei der ich im Laden stehe und dem gehobenen Mittelstand Herrenmode verticke, sondern auch die, die ansteht, wenn man eine EP herausbringen möchte. Ein Musikalisch Projekt lässt sich in zwei Phasen aufteilen, zur ersten Phase gehört das Schreiben und Aufnehmen der Songs, zur Zweiten gehört die Vermarktung. Ersteres liegt mir deutlich besser. Ein musikalisches Projekt unter die Leute zu bringen heisst, alles auf einen Nenner zu bringen. Es sollte einem auf einen Blick klar werden, was ihn erwartet. Aber eigentlich halte ich nicht viel von diese Vereinfachung,  denn  umso mehr man etwas Einzelnes hervorhebt, umso weniger entspricht es dem Ganzen. Wie auch immer, da muss ich wohl durch.

Etwa gleichzeitig, wie ich von meinem Wochenendtrip aus Dublin zurückkam, kehrte Chris auch aus seinen dreiwöchigen Ferien in Nigeria heim. Es bliib im aber nicht viel Zeit von seinen Erlebnissen zu berichten, denn wir hatten noch einiges anderes zu besprechen. Wir einigten uns auf ein neues Etobasi-Logo, auf den Titel und auf das Cover. Wir strukturierten die neue Website, bestimmten die Reihenfolge der Songs und schrieben den letzten Song für die EP, nämlich das Intro. Nicht schlecht Herr Specht. Nachdem wir uns vor wenigen Monaten über gewisse Dinge ausgesprochen hatten, herrscht zwischen uns eine Harmonie, die zeitweise fast schon verdächtig ist. Mal sehen wie lange das noch anhält. Wenn man mit jemandem Kreativ zusammenarbeitet, gibt es unzählige kleine Entscheidungen zu treffen und die Tatsache, dass es immer mehrere richtige Lösungen gibt, macht das Konfliktpotential nicht gerade kleiner. Es ist ein ständiger Balanceakt. Denn, wenn man zu viele eigen Ideen einbringt, läuft man Gefahr, den anderen einzuengen, und wenn man zu wenig eigene Ideen einbringt, nun ja, das ist wohl immer scheisse. Da ist es bei meiner anderen Arbeit, meiner bezahlten Arbeit sind die Grenzen um einiges klarer abgesteckt. Ich mache einfach genau das was ich muss und alles andere ist nicht mein Problem.

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Do

06

Sep

2012

Guinness und Folk

Ich sitze im Flugzeug, das in Dublin gestartet ist und sich nun Zürich nähert. Ich wage mich an meinen allerersten Blogg-Eintrag und die Durchsagen über Sicherheitsgurt-Anzeigen und Sandwich-Angebote, jeweils in mehreren Sprachen wiederholt, machen mein Vorhaben nicht gerade einfacher. Meine Gedanken sind unsortiert und irgendwie hoffe ich mit dem wöchentlichen Schreiben dieser Texte immerhin ein wenig Struktur hinein zu bekommen. Aber was ist es schon wert erzählt zu werden? Ich weiss nur eins, nämlich dass nonchalant dahingeworfene Sätze nicht ausreichen. Was also? Mittlerweile weiss zwar wie man Songs und Romanpassagen schreibt aber wenn es ums Verfassen von Tagebuchseiten oder journalistischen Texten geht, bin ich völlig unerfahren. Dieser erste Eintrag wird die Entscheidung mit sich bringen, ob ich meinen Plan durchziehen und jede Woche etwas Ähnliches wie das hier in die Tastatur tippen möchte.

In der letzten Woche machte sich in Zürich unmissverständlich der Herbst bemerkbar und so taten mir die paar Tage in Dublin gut auch wenn das Wetter dort noch herbstlicher war als zu Hause. In einem Zusammenspiel von Reiseführer und der guten alten Spontanität durchstreifte ich mit Nina an meiner Seite die Stadt, schluckte am frühen Nachmittag mein erstes Guinness und das Zweite liess nie lange auf sich warten. Es war also nicht bloss ein Gerücht, in dieser Stadt dreht sich alles ums Guinness. Irgendwo fand ich sogar ein Glace mit Guinness-Aroma, was ich an dieser Stelle aber nicht weiterempfehlen möchte. Ein Besuch bei der Schaubrauerei habe ich leider verpasst, dennoch mochte ich es nicht missen ein wenig mit weltmännischem Wissen aufzutrumpfen. So hat das Irische Guinness im Vergleich zum Afrikanischen (8,8 % vol ) einen lächerlichen Alkoholgehalt von 4,1% vol. Kein Wunder also dass der durchschnittliche Ire viel mehr Guinness verträgt als durchschnittliche Afrikaner. Auch wenn man es mir nicht zutrauen würde, gab es in Dublin auch noch anderes als Bier, das mein Gefallen fand oder wenigstens mein Interesse weckte:

-Nämlich die Bewohner, denen es gleichgültig zu sein schien, ob sie nass würden und bei 15 Grad mit T-Shirt und Shorts bekleidet, gemütlich weitertrotteten, wenn es wie aus Kübeln zu giessen begann.

-Nämlich die alten Burg-ähnlichen Gebäude, die schmalen Gassen mit den überdurchschnittlich guten Strassenmusikern alle paar Meter.

-Nämlich die emotional aufgeladenen Autofahrer, die gerne mal den Stinkefinger aus dem geöffneten Seitenfenster streckten oder etwas ähnliches wie “you know that i’m fucking right“ denjenigen zubrüllten die nicht rechtzeitig auf der anderen Strassenseite waren. Am meisten aber berührten mich die Abendlichen Live-Musik-Sessions in den Pubs. Ja, ich mag die kernigen Lebensnahen Folksongs über Liebe, Unvollkommenheit, Gewalt, Alkohol und Sehnsucht. Und ja, ich mag auch die tiefen, rauen Stimmen, die diese Songs singen. Ein wenig machte es mich eifersüchtig, daheim nicht auf ein vergleichbares musikalisches Erbe zurückgreifen zu können und ich fragte mich, was in der Schweiz diesbezüglich wohl schief gelaufen war. Nina meinte, es würde vielleicht daran liegen, dass die Schweiz im Gegensatz zu den Iren keine Seefahrer gehabt hatten, die heimgekehrt waren und etwas zu erzählen wussten. Die Schweizer Alltag hatte weniger Platz für Individualität, die Bauern mussten sich um ihre eigene kleine Welt kümmern und deshalb handeln die traditionellen Schweizer Lieder auch mehr von idyllischen Landschaftsbildern und weniger vom richtigen Leben. Kann gut sein, sagte ich.

Mit Gedanken daran, wie merkwürdig die Schweiz aus der Distanz doch wirkt, schaue ich aus den kleinen ovalen Fensterchen. Unter einer dünnen Dunstschicht glaube ich die Themse zu erkennen. Weil die Durchsage aber bereits den Landeanflug in Zürich-Kloten ankündigt und die Passagiere anschliessend bittet, die Sicherheitsgurte anzulegen und die Sitze in aufrechte Position zu bringen, weiss ich, dass es sich vorhin anscheinend doch eher um den einheimischen Rhein gehandelt haben musste.

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